Exkurs: Wachsweiselbecher oder Zuchtstopfen aus Kunststoff
Jedem älteren Imker, der sich des Umlarvverfahrens bedient, sind die künstlichen Wachsweiselbecher bekannt. Zur Herstellung derselben wird ein Formholz mit halbkugelig abgerundeten Ecken, das man vor der Verwendung ca. 1/2 Std. in Wasser einweicht, ca. 8-10 mm in flüssiges Wachs getaucht. Beim Herausziehen bildet sich ein dünner Wachsüberzug um das Holzende. Danach wird das Formholz, dessen Durchmesser 9 mm beträgt, erneut ins weiche Wachs getaucht, um die Wachsschicht zu verdicken. Das dritte Mal taucht man dann das Formholz nur noch halb so tief ein, wodurch lediglich der Boden verstärkt werden soll. Mit Daumen und Zeigefinger zieht man nun das Näpfchen unter vorsichtigem Drehen vom Formholz ab. Das zur Herstellung der Weiselbecher verwendete Wachs sollte möglichst von unbebrüteten Waben sein und beim Tauchvorgang eine Temperatur von etwa 70° C haben. Vor der Herstellung jedes neuen Bechers muss man das Formholz wieder in kaltes Wasser tauchen, sonst lässt sich das Wachsnäpfchen später nicht ablösen.
Da die Herstellung der künstlichen Wachsbecher in der beschriebenen Weise zeitraubend ist und die Näpfchen auch gegen Beschädigungen sehr empfindlich sind, waren die Kunststoffnäpfchen (Art. Nr. A4450) eine arbeitssparende und praktische Alternative und haben sich deshalb seit Jahren zunehmend in der Praxis durchgesetzt.
Für das Umlarven werden die Kunststoffnäpfchen genau wie die Wachsweiselbecher an den Holzstopfen mit flüssigem Wachs befestigt. Nicht nur, dass die Kunststoffnäpfchen sehr gut von den Bienen angenommen werden, sondern auch die laufende Wiederverwendbarkeit machen dieselben interessant und wirtschaftlich.
Leider stellte sich jedoch heraus, dass die Kunststoffnäpfchen sich beim Saubermachen für die Wiederverwendung oder auch sonst beim losen Transport oft von den Holzstopfen lösen und deshalb erneut wieder befestigt werden müssen. Um auch diesen letzten Mangel zu beseitigen, ist schon vor geraumer Zeit unser Taunus-Zuchtstopfen entwickelt worden, bei dem das Weiselnäpfchen und der Stopfen aus bienenfreundlichem Kunststoff sind und unlösbar miteinander verbunden wurden. (Art. Nr. A4440).
Dieser Zuchtstopfen hat alle nur erdenkbaren Vorteile und ist sowohl für den Kleinimker als auch für den routinierten Königinnenzüchter besonders interessant. Völlig problemlos ist der Transport dieser Zuchtstopfen auch im belarvten Zustand - und ebenso problemlos ist deren Säuberung für die Wiederverwendung, denn eine Beschädigung oder ein Loslösen der Weiselnäpfchen ist ganz unmöglich. Wegen der Verformungsgefahr möchte ich ausdrücklich davor warnen, die Zuchtstopfen aus Kunststoff zwecks Reinigung in kochendes Wasser zu geben. Diese Zuchtstopfen sind auf lange Zeit gesehen besonders wirtschaftlich und billig, da man sie bei richtiger Handhabung unbegrenzt verwenden kann. In unserer eigenen Großimkerei benutzen wir schon seit vielen Jahren nur noch diese Zuchtstopfen. Auch bei vielen anderen kleinen und großen Imkereien sowie Zuchtgemeinschaften sind die neuen Zuchtstopfen wegen der Wirtschaftlichkeit und Unempfindlichkeit (z.B. Transport von frisch belarvten oder angebrüteten Zellen) gar nicht mehr wegzudenken.
Ein weiterer praktischer Vorteil dieser Zuchtstopfen ist der oben überspringende Rand. Hierdurch ist es ganz einfach möglich, dass die mit einer jungen Made belarvten Zuchtstopfen beim Pflegevolk (Oberbehandlung) von oben in die Wabengassen zwischen offene Brutwaben, die man vorher über das Absperrgitter gegeben hat, gehängt werden können. Da etwa 11 Tage nach dem Umlarven mit dem Schlüpfen der Könginnen zu rechnen ist, sind entweder die Königinnenzellen am 9.-10. Tag zu käfigen oder,was oft sinnvoller ist, es wird mit jeder schlupfreifen Weiselzelle ein 4-5 Waben starker Brutableger gemacht. Dazu wird die schlupfreife Königinzelle wieder von oben in eine Wabengasse zwischen zwei Brutwaben gegeben, so dass die junge Königin gleich im Ableger schlüpft. Da die Königin schon ca. 14 Tage später in Eiablage geht, ist dies eine einfache Art der Volksvermehrung und Königinnenerneuerung.
Für die lmkerfreunde, die sich erstmals mit dem Umlarven befassen, möchte ich noch sagen, dass man einer abgekröpften Umlarvnadel (Art. Nr. A4335) den Vorzug geben sollte, weil hierbei eher eine freie Sicht bis zum ZeIlenboden möglich ist. Beim Umlarven der etwa 1 Tag alten Maden fährt man mit der Umlarvnadel von hinten her so unter den gekrümmten Rücken der Larve, dass ihre hörnchenförmige Gestalt noch auf beiden Seiten etwas über den Löffelrand hinausragt, wodurch sich die Made dann leicht am Boden des Weiselbechers abstreifen lässt. Selbstverständlich macht auch hierbei die Übung den Meister. Aber mit Sicherheit ist eine selbstgezogene Königin eine besondere Freude für jeden Bienenliebhaber. Jeder Neuling auf dem Gebiet der Königinnenzucht sollte, bevor er mutlos wird, stets daran denken, dass selbst der erfolgreichste und routinierteste Königinnenzüchter auch einmal ganz klein und bescheiden angefangen hat.